Geschichte des Sinfonieorchesters des KIT
1976 bildete sich ein "Instrumentalkreis an der Universität" und konzertierte erstmals am 27.06.2076 unter der Leitung des Physikers Dr. Dieter Köhnlein. Darauf folgten weitere Orchesterkonzerte, Weihnachten 1977 als Kammerorchester, 1978 ein erstes Sinfoniekonzert. In den Folgejahren bildeten sich daraus die "Sinfonie- und Kammerorchester an der Universität Karlsruhe".
Das heutige Sinfonieorchester des KIT als zentrale Einrichtung des KIT im Studium Generale wird seit 2019 von den 2 Vorsitzenden Dr. Walburga Wilms-Grabe und Hans Richter geführt und bestimmt eigenständig die musikalische Leitung. Hierfür wurde 2019 der Orchesterdirigent Tobias Drewelius vom Orchester gewählt. Das Orchester wird von der Stadt Karlsruhe, aber auch weiteren externen Sponsoren, gefördert.
Das Sinfonieorchester des KIT mit über 100 Mitglieder bestreitet jährlich zum Semesterende zwei Konzerte mit anspruchsvollen Werken hauptsächlich aus Klassik, Romantik und Moderne; dabei arbeitet es mit international bekannten SolistInnen genauso zusammen wie mit vielversprechenden jungen Künstlern aus der Region Karlsruhe. Das Orchester probt in den einzelnen Registern regelmäßig mit Unterstützung Angehörige der Musikhochschule Karlsruhe und weiteren professionellen Musikern. Umfangreiche Tourneen in ganz Europa, dazu Kanada, Israel, Chile, Brasilien, Tunesien und China, machen es zu einem weltweiten Botschafter der Musikkultur. Zahlreiche Wettbewerbserfolge zeugen vom hohen Niveau der Orchesterarbeit; CD-Einspielungen liegen unter anderem von sämtlichen Klavierkonzerten Ludwig van Beethovens und Sergei Rachmaninows vor. Neben der Pflege des sinfonischen Kernrepertoires (z.B. Gustav Mahlers 6. Sinfonie) widmet sich das Orchester dem Entdecken spannender selten gespielter Werke.
2021 wurde das Orchester Preisträger des 10. Deutschen Orchesterwettbewerbs.
Das KIT glänzt auch mit Musik
Auszüge aus einem Artikel von Friedrich Wagner, erschienen 2001 im Mitteilungsblatt der Universität Karlsruhe, UniKaTH, zum 25-jährigen Orchesterjubiläum.
Der 26. Juni 1976 war mit 36 Grad der heißeste Tag des Jahres. Im Festsaal des Humboldt-Hauses trat zum ersten Mal ein "lnstrumentalkreis an der Universität Karlsruhe" öffentlich auf unter der Leitung des Physikers Dr. Dieter Köhnlein: Stücke von Vivaldi und Bach sowie Mozarts berühmtes Klarinettenkonzert mit Gerd Ruge als Solist standen auf dem Programm.
Jahrelang hatten sich Liebhaber der Kammermusik, überwiegend Universitätsangehörige im Hause Köhnlein in verschiedenen Besetzungen zum Musizieren getroffen. Ein Versehen war der Grund, dass eines Abends zwei Ensembles vor der Tür standen. Und so habe man, erinnert sich Orchestergründer und -leiter Dr. Köhnlein, aus der Not eine Tugend gemacht: Der "lnstrumentalkreis" wurde aus der Taufe gehoben. Rasch gesellten sich weitere Musikerinnen und Musiker hinzu, bis das "Sinfonieorchester an der Universität Karlsruhe" entstand. Das Repertoire wuchs im Laufe der Jahre beachtlich an: So wurden alle neun Beethoven-Symphonien gespielt, sämtliche Orchester- und Chorwerke von Johannes Brahms, aber auch viele zeitgenössische Kompositionen. Mit verschiedenen Chören aus dem In- und Ausland, insbesondere den beiden Universitätschören, wurden bekannte geistliche und weltliche Werke aufgeführt. Zum Ende der Amtszeit von Rektor Professor Dr. Heinz Kunle führte das Orchester 1994 Beethovens Neunte unter Mitwirkung der Universitätschöre aus Budapest und Karlsruhe auf - ein herausragendes Erlebnis.
Neben den regelmäßigen Semesterkonzerten, meist im Gerthsen-Hörsaal, zu besonderen Anlässen aber auch im Brahmssaal oder im Konzerthaus, wurde auch gelegentlich bei wissenschaftlichen Veranstaltungen an der Fridericiana konzertiert. Zu Ehren von Professor Dr. Werner Buckel, der das Orchester von Beginn an gefördert hat, fand anlässlich seines 80. Geburtstages im Mai 2000 ein Konzert statt.
Als die Stadt Karlsruhe zum 50. Jahrestag der "Kristallnacht" am 9. November 1988 tausend ehemalige Mitbürgerinnen und Mitbürger aus aller Welt einlud, erinnerte Roman Herzog in einer eindrucksvollen Rede in der Christuskirche an die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte. Das Sinfonieorchester führte in dieser Gedenkstunde Gustav Mahlers Kindertotenlieder mit Hedwig Fassbender als Solistin auf.
Ein zweites, ebenfalls 1976 von Köhnlein gegründetes und geleitetes Ensemble widmet sich vornehmlich der Streichermusik vom Barock bis zur Moderne: das "Kammerorchester an der Universität Karlsruhe". Nur sehr wenige Musiker wirken auch im Sinfonieorchester mit; es handelt sich um zwei eigenständige Ensembles.
"Manch einer wählte Karlsruhe ganz bewußt zum Studienort, da er so in einem unserer beiden Orchester mitwirken konnte." Einige Musiker der ersten Stunde sind noch immer dabei.
Durch seine Konzerttätigkeit im Gerthsen-Hörsaal der Universität und den Konzertsälen der Stadt hat sich das Ensemble einen festen Platz im Karlsruher Kulturleben erspielt. Mit seinem lebendigen Musizierstil hat das Orchester ein begeistertes Publikum gewonnen und der Universität zu einer "herausragenden und öffentlichkeits wirksamen Reputation verholfen" (Klaus von Trotha, Minister für Wissenschaft und Kunst).
Schon ein früher Kritiker schrieb: "Der nicht durch Plakatanschlag oder Programm informierte Konzertbesucher würde schwerlich erkennen, dass es sich um ein Laien-Ensemble handelt". Ein exzellentes Beherrschen des Instruments wird für die Aufnahme ins Orchester vorausgesetzt. Bis heute haben beide Ensembles einen musikalischen Anspruch, der über ein Laienorchester deutlich hinausreicht, was sich in vielen Ehrungen widerspiegelt.
Das Sinfonieorchester errang 1996 in Gera den ersten und 2000 in Karlsruhe den zweiten Preis.
Zahlreiche Tagungen und Kongresse erhielten durch einen Konzertabend mit dem Sinfonieorchester einen festlichen Rahmen.
Das hohe Niveau fordert seinen Tribut: Die Musiker opfern ihre Freizeit für Proben und Veranstaltungen, und das ohne jedes Entgelt. Die Eintrittspreise für die fast immer ausverkauften Konzerte dienen weitgehend der Kostendeckung. Selbst den zahlreichen Solisten von außerhalb, denen die beiden Orchester eine sonst seltene Plattform für Solokonzerte bieten, werden meistens nur Spesen erstattet. Zahlreiche Benefizkonzerte zugunsten hiesiger und überregionalen Hilfsorganisationen belegen daneben das soziale Engagement aller Beteiligten.